Das Google momentan die Nummer 1 unter den Suchmaschinen ist, will wohl niemand bestreiten. Dennoch kommen einem nach der kürzlich vorschnell veröffentlichten Beta-Version (0.2!) des Browsers Chrome und den weiteren bekundeten Plänen Gedanken darüber, ob der Suchmaschinen-Gigant womöglich auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzt. Der Gedanke verstärkt sich, sobald man sich mal die Übersicht der zahlreich angebotenen Google-Dienste anschaut. Einige davon wie GoogleMail, Orkut oder Lively befinden sich schon seit längerer Zeit im Beta-Status und anderen Dienste wie z.B. GoogleSketchUp (Entwickling von 3D-Modellen) fristen eher ein Schattendasein, so daß folgende Fragen nicht unberechtigt erscheinen: Braucht man die zahlreichen Dienste wirklich oder sollte Google die Energie lieber in die wirklich relevanten Dienste wie die Suche investieren? Könnte Google sogar den Überblick verlieren und sich verzetteln?

Diese Gedanken sind gar nicht mal unberechtigt, schließlich gibt es zahlreiche Unternehmen wie die legendären Computerhersteller Commodore und Atari, die in den 1980er Jahren zu den Marktführern im Hardware- und Microcomputerbereich gehörten und aufgrund einer verfehlten Strategie und Produktpolitik das zeitliche gesegnet haben (von zwischenzeitlichen Revivals als Anrufbeantworter, Aktenvernichter, MP3-Playern, etc. abgesehen) und auch andere Unternehmen wie z.B. Microsoft haben unlängst eingeräumt, in den letzten Jahren Potentiale (Internet) unterschätzt zu haben – deshalb wird dort nun doppelt rangeklotzt! Genauso schnell könnte sich auch die Marktmacht von Google schneller als erwartet ändern, denn der Suchmaschinenmarkt ist inzwischen garnicht mehr so eingefroren wie noch vor einigen Monaten und die nächste, bessere Suchmaschine ist immer nur einen Mausklick entfernt. Längst drängen neue Konkurrenten wie Microsofts Powerset oder Wikipedias WikiaSearch auf den Markt, die permanent nach (technologischen) Schwachstellen, wie z.B. der semantischen Suche, bei Google suchen, um im richtigen Augenblick die Nutzer auf ihre Seite zu holen.

Fazit: Die Spannweite der einzelnen Google-Dienste und Nebenprojekte, sind ohne Frage beeindruckend, aber es steht zu befürchten, daß durch eine zu breite Produktpalette die Kernkompetenzen – und das sind eben die Suchfunktion und die naheliegenden Werbegeschäfte – hinsichtlich Qualität und Weiterentwicklung vernachlässigt werden. Andererseits könnte man auch die Ansicht vertreten, daß es Google momentan weniger um den kurzfirstigen Erfolg der übrigen Projekte geht, sondern man sich aktuell rechtliche Vorteile verschaffen möchte, sofern Mitbewerber zu einem späteren Zeitpunkt auf vergleichbare Ideen kommen sollten. Vermutlich versucht Google bereits jetzt möglichste viele Nischen zu besetzen, die man zu einem späteren Zeitpunkt verstärkt bearbeiten kann. Und nun ist Ihre Meinung gefragt: Wie sehen Sie die Zukunft von Google – sollte Google weiter machen wie bisher und weiterhin zahlreiche neue „Baustellen“ schaffen oder sollte man sich lieber wieder verstärkt auf seine Kerngeschäfte konzentrieren?