Der Linktausch ist eine der Disziplinen im Linkbuilding, die sich unter anderem aufgrund der Einfachheit und des Kostenfaktors stetiger Beliebtheit erfreuen. Folglich erhält man täglich dutzende E-Mails mit Linktauschanfragen, die der eine oder andere einfach nur als Last empfindet und direkt mit einem Mausklick in den Papierkorb quittiert. Zugegeben ist es einfach nur nervig, wenn sich nach dem Erstkontakt mit einer Freemail-Adresse herausstellt, dass sich hinter „Lieschen Müller“ plötzlich eine SEO-Agentur verbirgt. Ob das also der richtige Weg ist bezweifele nicht nur ich. Ein mysteriöses Phänomen ist der sogenannte Linkschwund von bereits getauschten Links. Da kommt es schon mal vor, dass nach einiger Zeit einfach der Backlink gelöscht wird, ohne den Partner vorab darüber zu informieren. Zu der ganzen Misere kommt noch dazu, dass Google und andere Suchmaschinen dem Linktausch nicht gerade wohlgesonnen sind und man sich immer am Rand vom Spam bewegt. Anhand dieser Beispiele kann man also schon erahnen, wie komplex das Thema Linktausch sein kann. Ich möchte nun einige grundsätzliche Dinge erörtern, die man beim Linktausch beachten sollte.

Validierung der E-Mail-Anfrage

Qualität der E-Mail-Anfrage: Wie ist der Gesamteindruck der E-Mail? Wirkt die E-Mail seriös? Sind Emailadresse, Betreff und Inhalt stimmig?

E-Mail-Adresse: Grundsätzlich sollte man – wie bereits erwähnt – ein wenig skeptisch bei Freemail-Adressen sein. Zu jeder Domain bekommt man heute eine entsprechende Email-Adresse gratis dazu.

Betreff: Prüft, ob der Betreff individuell auf die jeweilige Anfrage zugeschnitten ist.

Anrede: Prüft, ob es sich um eine persönliche Anrede handelt. Das ist zwar nicht das ausschlaggebende Argument, denn der Absender könnte deinen Namen aus dem Impressum oder Whois Eintrag auch automatisch ausgelesen haben.

Text: Spricht der Verfasser dich konkret an oder wird erst mal 20 Zeilen lang darüber ausgelassen, wie „toll“ deine Seite ist und dass man sich über einen Link wahnsinnig freuen würde. Ein weiterer Klassiker sind Mails, in denen man erst auf Nachfrage mitgeteilt bekommt, wohin man eigentlich den Link setzen soll. Meine Meinung zu solchen E-Mails: LÖSCHEN!

Validierung der Tauschseite

Macht euch zunächst einmal einen Gesamteindruck und schaut, ob die Seite „spammy“ aussieht oder „einigermaßen“ seriös wirkt. Im Detail sollte man folgende Punkte prüfen:

Bad Neighbourhood und Co-Citations

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird euch eine Tauschseite mit einer Vielzahl schon bestehender externer Links angeboten. Das liegt nun mal in der Natur einer reinen Linktausch-Seite. Hier gilt es nun zu prüfen, auf welche Webseiten noch verlinkt wird und ob auf Seiten verlinkt wird, die offensichtlich unseriös sind. In diesem Fall befindet ihr euch in einer „schlechten Nachbarschaft“ bzw. Eure Co-Citation wäre dann aus Sicht der Suchmaschinen eben diese Seiten. Das wollt ihr nicht wirklich, oder? Welche Co-Cititation eine Seite hat könnt ihr bei Google mit releated:www.domain.tld prüfen.

Backlinks der Tauschseite

Auf jeden Fall sollte man sich das Linkprofil der Tauschseite ansehen. So bekommt man zum einen ein guten Überblick von welcher Qualität die Backlinks der Tauschseite sind und zum anderen findet man möglicherweise weitere Linkquellen für das eigene Projekt. Bedenkt auch, dass Microsoft vor kurzem ein Patent zur Erkennung von SPAM URLs in Foren vorgestellt hat. Konkret geht es in dem Patent darum, öffentliche Linktausch Angebote zu erkennen und die URL mit einem SPAM Flag zu versehen.

Indizierung der Tauschseite

Der beste Backlink taugt nichts, wenn die Seite von Suchmaschinen nicht gecrawlt werden kann und somit nicht in den Index aufgenommen wird. Hier solltet ihr zunächst mit der cache: oder site: Abfrage prüfen, ob die Tauschseite bereits in den Google-Index aufgenommen ist. Des Weiteren ist noch die Überprüfung der datei robots.txt und meta robots tag empfehlenswert.

Link-Typen und Fallstrike

Reziproke Verlinkung

Die gegenseitige Verlinkung, Seiten A>B>A sorgt hin und wieder für Gesprächsstoff. So sind einige Leute der Meinung, dass ein reziproker Link keinen großen Effekt hat. Solange jedoch die verlinkte Seite das eigene Thema ergänzt und dazu noch hochwertig ist, sind reziproke Links alles andere als schädlich. Man sollte jedoch beachten, dass nicht jeder getauschte Link reziprok ist. Klasse statt Masse!

Indirekte Verlinkung

Man sollte denken mit der indirekten Verlinkung (A>B>C) – also eine Verlinkung über eine Drittseite – ist man auf der sicheren Seite. Im Prinzip ist das richtig, man sollte jedoch vorab prüfen, ob zwischen den Seiten B und C kein Bezug hergestellt werden kann. Schaut Euch an, ob B und C untereinander verlinkt sind und auf der gleichen IP -Adresse gehosted sind oder vielleicht ein Bezug über den Whois Eintrag und das Impressum hergestellt werden kann. Man kann auch häufig feststellen, dass die betroffenen Seiten aus dem gleichen Social Bookmark Account verlinkt sind. Treffen alle Punkte zu, sollte man seine Verlinkung noch einmal überdenken.

Achtung vor Linkcloaking

Achtung! Lasst Euch nicht hinter das Licht führen. Beim Linkcloaking ist der Link für Euch sichtbar, für Suchmaschinen wird der Link dann entweder mit dem Attribut nofollow versehen oder komplett ausgeblendet. Kurz gesagt, der Link zählt nicht. Wie läuft das nun im Detail ab? Es gibt generell viele Möglichkeiten Links zu cloaken, aber zwei Methoden kommen besonders häufig vor: Entweder man programmiert eine Fallentscheidung, die je nach Useragent oder nach IP Adresse den Link verschwinden lässt. Doch wie kann man diese Techniken erkennen? Beim Useragent cloaking stellt man seinen Browser einfach so ein, dass der Useragent z.B. der Google Bot ist und schon kann man die ganze Wahrheit erkennen. Beim IP-Cloaking gibt es eigentlich nur eine Methode den Schwindel aufzudecken: den Google-Cache. Sollte dieser allerdings vom Webmaster untersagt sein, hat man kaum eine Chance das Linkcloaking zu erkennen.

Fazit: Augen auf beim Linktausch!

Zusammenfassend kann man sagen, dass man mit Linktausch den einen oder anderen guten Backlink generieren kann. In der Gesamtheit sollte man den Linktausch nur als ein Glied in seiner Linkbuilding Strategie sehen. Macht die Augen auf, validiert regelmäßig, seid wachsam und benutzt euren gesunden Menschenverstand, dann klappt’s auch mit dem Linktausch.

Gastautor: Kevin Wagner, bloggt und twittert auf seomedial