Vor wenigen Tagen hat der Suchmaschinen-Riese Google eine weiteres witzige, aber zugleich auch höchst bedenkliche, Ergänzung zu „Google Maps for Mobile“ mit dem Namen Latitude auf den Markt geworfen, mit der sich registrierte Google-Nutzer von Freunden und Verwandten manuell (Standorteingabe per Hand) oder sogar automatisch (Lokalisierung über das Handy) orten lassen können. Der Nutzer kann dabei selbst entscheiden, welcher seiner Kontakte er die Ortung ermöglicht und welche Inkummformationen diesen bereitgestellt werden. Über spezielle Tools wie beispielsweise Google Talk, E-Mail oder Telefon kann dann mit dem jeweiligen Nutzer Kontakt aufgenommen werden. Soweit, sogut.
Was auf den ersten Blick wie Fun-Application aussieht, könnte sich sehr schnell zu einer wahren Plage entwickeln – nämlich dann, wenn dieses und ähnliche Tools unter anderem Einzug in die geschäftliche Welt halten. Schnell kann es hier zu einer flächendeckenden Überwachung von Mitarbeitern werden. Aber auch im privaten Bereich kann eine solche Applikation recht schnell seinen vermutlich her in Richtung Fun ausgerichteten Charakter verlieren, sobald Fragen aufkommen wie zum Beispiel: „Ist meine Freundin tatsächlich auf Arbeit?“ Natürlich könnte man Latitude im Zweifel auch einfach deaktivieren, aber in einem fortgeschrittenen Stadium der Nutzung (wer kann heute z.B. noch ohne Handy auskommen?) könnte dies sogar noch für ein zusätzliches Mißtrauen sorgen: „Wenn meine Freundin nichts zu verbergen hat, warum hat sie das Programm dann deaktiviert?“. Kritisch, den hierdurch kann man sich direkt dazu genötigt fühlen, das Ortungs-Programm zu aktivieren!
Google Latitude mag also allgemein gesehen zwar eine interessante Idee/Innovation sein, allerdings drängt sich eine gewichtige Frage auf: Will man wirklich jeder Zeit lokalisierbar sein? Ich jedenfalls nicht. Und was noch wesentlich wichtiger ist: Werden womöglich Bewegungsprofile erstellt und gespeichert?
Nun ist Google natürlich ein börsennotiertes Unternehmen, welches um immer mehr Umsatz/Gewinn bemüht ist und ein solches Tool nicht nur aus Spaß an der Freude entwickelt. Was steckt also dahinter? Meiner Meinung nach geht es auch hier wieder – ganz einfach – um die Platzierung von Werbung. So können Handynutzer zukünftig durch eine präzise Ortung des Standortes mit passenden Werbeangeboten versorgt werden. Jemand der gerade über den Broadway in New York schlendert, wird sich vermutlich eher für ein Café im Umkreis von max. 1 km interessieren, als für eine Fischbratküche am Hamburger Hafen. So gesehen, geht die Rechnung von Google hinsichtlich der zukünftig stärkeren Nutzung des Mobilen Internets durchaus auf. Kumuliert mit den zusätzlich gesammelten Informationen aus G-Mail, Search Wiki und weiteren Google-Applikationen kann man dem Nutzer also maßgeschneiderte Werbung präsentieren. Auch hier lautet die Frage: Will man dies?
Kurz und bündig: Ich persönlich würde mir ein solches Tool – egal ob von Google oder einem anderen Anbieter – NICHT auf meinem Handy installieren! Wie sieht es bei euch aus?
Einen ersten Eindruck von der Meinung zum Thema Ortung und Personenlokalisierung via Handy, kann man sich aktuellen in den Kommentaren zum Handyortungs-Gewinnspiel von Baynado verschaffen.