Jeder, der im SEO-Bereich schon länger tätig ist, weiß, wie wichtig qualitative Backlinks sind, um auf Google eine gute Position zu erarbeiten. Wir haben hier schon öfter von Linkbuilding-Methoden berichtet, sei es ein Backlink von Wikipedia oder auch der Linktausch. Eine der einfachsten Methoden, um relevante Links für die eigene Webseite zu entdecken ist der direkte Wettbewerb, denn was bei diesem funktioniert hat, kann bei euch auch gut funktionieren, da ihr eben in derselben Nische tätig seid. Wie ihr das genau macht, behandeln wir in den nächsten 4 Schritten.

Schritt 1: Richtigen Wettbewerber auswählen

Ein sehr häufiges Problem in diesem Zusammenhang ist, dass man sich die falschen Wettbewerber als sogenannte Benchmark (= Vergleichsmaßstab) heraussucht. Ich sehe es immer wieder, dass man sich einfach nur den absolut größten und besten Wettbewerber ansieht, da dieser in der Position ist, in welche man auch möchte.

Das ist aber die falsche Herangehensweise. Ein passender Wettbewerber im SEO-Bereich ist eine Webseite, welche thematisch mit meiner übereinstimmt, aber auch von der Größe und der Autorität mir ähnelt. Wenn ich also einen Online Shop betreibe für Schuhe, dann suche ich nicht nach den Backlinks von Amazon oder Zalando, sondern ich möchte die Backlinks finden von einem Online Shop für Schuhe, welcher unter Umständen vielleicht nur zwei Schritte weiter ist als mein eigener Shop. Ein gutes Tool, um das herauszufinden, ist die Wettbewerbsübersicht bei SEMrush. Dafür gebt ihr einfach eure Webseite oben in der Suchleiste ein und scrollt bis zu dieser Grafik:

Ausgehend davon könnt ihr dann eine Liste der wichtigsten Mitbewerber erstellen, welche sich ungefähr auf dem eigenen Level oder etwas darüber befinden. Wichtig ist, dass ihr die Webseiten trotzdem von Hand überprüft, um sicherzugehen, dass auch relevante Seiten vorgeschlagen wurden. Mit 5 oder mehr dieser relevanten Domains in der Hand geht es zum nächsten Schritt.

Schritt 2: Linküberschneidungen herausfiltern

Als Erstes solltet ihr euch die sogenannten „Low-Hanging-Fruits“ ansehen, also Links, welche einfach zu ergattern sind. Diese findet ihr am besten, wenn ihr analysiert, welche Backlinks die meisten Mitbewerber gemeinsam haben. Denn wenn mindestens 4 von 5 Mitbewerbern einen Link von einer Seite haben, dann sollte es für euch auch nicht sonderlich schwer sein, dort einen Link zu bekommen. Ich verwende dafür das Tool „Linkintersect“ von ahrefs oder das Tool „Backlink Gap“ von SEMrush.


Beide Tool sind recht ähnlich. Ihr gebt einfach die Mitbewerber ein und bekommt dann eine Übersicht zu den Backlinks, welche sich überschneiden. Mit dieser Liste allein könnt ihr recht einfach 5 oder mehr qualitative Links finden, wenn auch häufig Links von Registern oder Verzeichnissen. Achtet dabei auch darauf, dass es sich um DoFollow Links handelt, damit der Linkaufbau einen besseren Effekt hat. DoFollow Link = Link, welcher von Google gelesen wird und damit auch mit in euere Platzierung einfließt. Ein NoFollow Link ist das Gegenteil und wird von Google ignoriert und hat somit wenig bis keinen Einfluss auf das Ranking bei Google und Co.

Schritt 3: Einzelne Linkprofile analysieren

Qualitative Links sind nicht nur zu finden, wenn alle wichtigen Wettbewerber diese bereits ergattert haben, sondern es kann auch gut sein, dass einzelne Wettbewerber versteckte Linkpotenziale entdeckt haben, welche ihr in Schritt 3 aufdecken könnt. Ich verwende dafür die „Backlink Analytics“ von ahrefs, denn es kam schön öfter vor, dass ahrefs Links gefunden hat, welche andere Tools nicht finden konnten. Dafür gebt ihr also einfach eine Domain bei dem „Site Explorer“ von ahrefs ein und dann geht ihr links auf „Backlinks“. Dort filtere ich immer noch nach “DoFollow Links“, damit sich der aufwändige Linkaufbau auch rentiert.

Dieses Ergebnis könnt ihr dann exportieren über den „Export“ Button, um eine Excel-Liste daraus zu erstellen. Recht einfache themenrelevante Linkquellen sind zum Beispiel:

  • Kommentare
  • Foreneinträge
  • Register
  • Listenartikel
  • Gastartikel

Eine weitere Methode, welche funktionieren kann, ist die sogenannte „Skyscraper-Methode“ von Backlinko oder die Broken-Link-Strategie.

Am einfachsten sind davon Kommentare, Foreneinträge oder Register, welche ihr innerhalb von wenigen Minuten platzieren könnt. Dabei bitte nicht spammen, sondern wirklich wertvolle Beiträge oder Kommentare zu einer Diskussion beitragen. Damit bekommt man dann auch nicht nur ein Link, sondern ggf. auch Besucher. Wenn ihr auf einen themenrelevanten Listenartikel stoßt, dann solltet ihr den Verfasser kontaktieren, um auch auf diese Liste zu gelangen. Es ist wichtig, dass ihr dem Verfasser dabei klarmacht, warum es für die Leser dieses Artikels wichtig ist euch auch in der Liste zu entdecken.

Wenn ihr entdeckt, dass eure Konkurrenz viele Gastartikel schreibt, dann könnt ihr einfach diese Seiten kontaktieren und eure Gastartikelvorschläge präsentieren. In der Regel sind Webseiten, welche einen Gastartikel akzeptiert haben, offen für weitere Kooperationen. Dabei ist es wichtig, dass ihr in eurem Pitch nicht einfach nur Copy & Paste macht, sondern wirklich individuelle Vorschläge und Ideen vorbereitet, welche einen großen Mehrwert für die Leserschaft bieten können.

Schritt 4: Systematisch abarbeiten

Ein großes Problem beim Linkaufbau ist das Fehlen der Systematik. Oftmals sehe ich beim Verfassen der Artikel ein recht gutes System, aber dann beim Promoten (also z.B. Linkaufbau) ein eher undurchdachtes und spontanes Konzept, was mal funktioniert und mal nicht, weshalb manche Artikel nie das Tageslicht erblicken auf Google und Co. Ihr solltet also in jedem Fall potenzielle Linkpartner in einer Liste systematisch einspeichern und abarbeiten. Ich verwende dafür Excel oder Google Sheets.  Für das systematische Abarbeiten ist es wichtig, dass ihr den einzelnen Links verschiedene Stadien zuteilt, damit ihr den Überblick behaltet.

Meine Stadien sehen wie folgt aus:

  1. Erste Anfrage gesendet.
  2. Erstes Follow Up* gesendet.
  3. Zweites Follow Up* gesendet.
  4. Letztes Follow Up* über Social Media gesendet.
  5. In Bearbeitung (zum Beispiel bei einem Gastartikel)
  6. Link ist live.

*Follow Up = Eine Folgenachricht, um zu checken, ob die erste Nachricht angekommen ist bzw. ob Interesse besteht.

Daneben tracke ich auch die Domain-Autorität (kurz DA = Ein Indikator, welcher angibt wie etabliert eine Webseite ist.) des Links, was mir grob eine Richtung gibt, wie wertvoll der Link ist. So sieht das dann bei mir aus:

Nur wer systematisch vorgeht, wird beim Linkaufbau, egal mit welcher Methode, erfolgreich sein, denn ohne verliert man zu schnell den Überblick und überlässt den Erfolg dem Zufall.

Nützeliche Tipps zum Mitnehmen

1. Professionelles Auftreten

Besonders wichtig beim Linkaufbau ist euer Auftreten in der E-Mail oder Nachricht, welche ihr sendet. Ihr müsst es hinbekommen den Mehrwert für den jeweiligen Partner gut zu kommunizieren, ohne dabei zu aufdringlich zu sein. Das ist nicht immer einfach, deshalb gibt es hier 7 Vorlagen für den Linkoutreach.

2. Qualität schlägt Quantität

Bei Backlinks und verweisenden Domains ist die Themenrelevanz und die Qualität der Links (zum Beispiel gemessen in DA) absolut entscheidend. Es bringt euch als Online Shop für Schuhe recht wenig einen Link von einem Gärtner zu holen, in manchen Fällen verwirrt ihr damit den Algorithmus von Google sogar eher. Auch bringt es euch nicht viel „Massenmails“ zu versenden und einfach um eine Verlinkung zu bitten, ohne den konkreten Mehrwert zu vermitteln und individuell auf den Webseitenbetreiber einzugehen. Für mich hat sich die Strategie gelohnt sich auf wenige hochqualitative Links zu fokussieren, welche bei meinem Wettbewerb auch funktioniert haben und dabei gehe ich dann auch gerne die Extrameile, um diesen Link bzw. die Partnerschaft zu sichern, sei es über einen Gastartikel wie diesen hier oder auch andere Kooperationsformen.

3. Regelmäßig analysieren
Weiterhin kann ich nur empfehlen so eine Analyse nicht nur ein einziges Mal zu machen und danach nie wieder, sondern circa jeden Monat einmal zu schauen, ob der Wettbewerb frische und relevante Links aufgebaut hat, welche auch zu euch ins Portfolio passen. Denn SEO ist ein organischer lebender Prozess, welcher immer gepflegt werden muss, um am Leben zu bleiben.

4. Nicht so schnell aufgeben
Backlinks zu sammeln kann durchaus zeitintensiv und nervenaufreibend sein und es ist ganz normal abgelehnt zu werden. Das macht den Link am Ende nur wertvoller, denn es geht allen heutzutage so, dass der Linkaufbau schwerer und kompetitiver geworden ist. Wer aber alleine schon eine Follow Up Mail sendet, der hat gefühlt 10 mal bessere Chancen den Link am Ende des Tages zu bekommen, deshalb gerne auch mal etwas hartnäckiger bleiben.

5. Mehrere Strategien fahren
Wer wirklich erfolgreich im Linkaufbau ist, der fährt mehrere Strategien gleichzeitig, sei es Linkaustausch, Broken-Link-Strategie, Gastartikel schreiben oder auch Foren durchsuchen und wertvolle Antworten mit Links hinterlassen. Bevor man sich aber als Anfänger jetzt in alles gleichzeitig stürzt, würde ich empfehlen diese Strategien nacheinander zu meistern und erst danach zu kombinieren. Das heißt zuerst eine Woche nur auf Foren und Kommentare fokussieren, bis man alle Feinheiten verstanden hat und erst danach weitermachen mit der zweiten Strategie.

Fazit

Es gibt unzählige Möglichkeiten Links aufzubauen für SEO. Bei so einer erschlagenden Anzahl an Möglichkeiten kann sich der Blick zum Nachbarn lohnen, allein schon, um Klarheit zu gewinnen, was in der eigenen Nische zu funktionieren scheint. Bei manchen Nischen gibt es zum Beispiel fast keine Foren oder alle Foren habe nur NoFollow Links, weshalb ein Linkaufbau dort weniger sinnvoll ist. Es gibt ein Zitat, welches angeblich sogar von Pablo Picasso selbst stammt: „Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.“ Auch wenn das nicht zu empfehlen ist bei urheberrechtlich geschützten Werken, ist das beim Linkaufbau und SEO gang und gäbe und wer nicht nach links und rechts schaut, der verschwendet großes Potenzial, so einfach ist das. Weitere Artikel zum Thema Suchmaschinenoptimierung findet ihr hier.

Gastautor: Patrick Breitenstein ist bereits seit 2018 im Bereich SEO und Webseiten tätig und hat seine eigene Online Nachhilfe (Tutor Boost) mithilfe eines Online Magazins erfolgreich hochgezogen. Seit Anfang 2021 berichtet er über diese Erfahrungen mit Tipps und Strategien auf seinem zweiten Online Magazin. Zusätzlich dazu gibt es Tipps im Videoformat auf seinem YouTube Kanal.