Endlich ist es wieder soweit: Heute habe ich nach längerer Pause endlich mal wieder ein Interview mit einem Gesprächspartner aus der SEO-Szene in meinem Blog! Das letzte Interview mit André Riechert ist ja nun schon wieder einige Monate her. Um so schöner, dass Björn Tantau von Tameco Onlinemarketing direkt nach seinem wohlverdienten Erholungsurlaub die Zeit und den Mut gefunden hat, um auf dem „Heißen Stuhl“ von Seo-Handbuch.de zu einem Interview Platz zu nehmen. In meinem Interview habe ich Björn mit einigen aktuellen Themen aus den Bereichen Online-Marketing konfrontiert: Suchmaschinenoptimierung, Social Media Marketing, Google, Bing und vieles mehr. Viel Spass beim lesen des (recht langen) Interviews 😉
?: Hi Björn! Einige der Leser werden dich vermutlich schon kennen. Für alle anderen: Stelle dich doch bitte mal vor. Wo kommst du her und was machst du den lieben langen Tag so?
Björn: Hi, ich bin Björn Tantau, bin 35 Jahre alt, lebe seit über 10 Jahren in Hamburg und komme ursprünglich aus Elmshorn. Das liegt ca. 30 Kilometer nordwestlich. 2006 habe ich TAMECO Onlinemarketing gegründet und bin dort als Geschäftsführer tätig. Grundsätzlich befasse ich mich den ganzen Tag Suchmaschinenoptimierung, Social Media Marketing, Linkaufbau und anderen hochinteressanten Sachen. Im Rahmen der Angebote meiner Agentur bin ich natürlich auch in Sachen Consulting und Beratung viel unterwegs. Wir unterstützen zahlreiche Firmen mit unseren Dienstleistungen und natürlich haben wir auch einige eigene Projekte, die ich teilweise auch selbst mitbetreue.
?: Wie bist du eigentlich zum Internet-Marketing und speziell SEO gekommen? Erzähle doch mal deinen Werdegang?
Björn: Das hat ganz unspektakulär mit einem kleinen Musikportal begonnen. 2001 war das und von SEO war noch nicht wirklich die Rede. Ich hatte vorher schon ein paar Websites programmiert und nach und nach wuchs das Musikportal. Irgendwann so um 2003 herum stieß ich dann erstmals auf Artikel zum Thema SEO im Netz und war eigentlich sofort fasziniert. Natürlich war ich primär auf der Suche nach Möglichkeiten, um mehr Besucher auf die Website zu kriegen. Nach und nach entwickelte sich das dann weiter, bis ich 2006 dann als logische Konsequenz meinen bisherigen Job bei einer großen deutschen Versicherung an den Nagel hängte und TAMECO als Agentur aus der Taufe hob.
?: Welches sind deiner Meinung interessante (Nischen-)Themen im Internet, für die es sich auch heute noch lohnt ein neues Projekt lohnt?
Björn: Das kommt immer drauf an, wie viele Ressourcen man einsetzen will oder kann. Grundsätzlich ist in meinen Augen jedes Thema als Nische lohnenswert. Wenn man bei der vorherigen Recherche allerdings feststellt, dass der Bereich zu stark umkämpft ist, kann es mitunter frustrierend sein, dort zu optimieren, weil man einfach nicht schnell genug voran kommt. Allerdings kann man auch in so einem Bereich punkten, wenn man reichlich Ressoursen zur Verfügung hat (Beispiel: Linkaufbau).
?: Microsoft kämpft mit Bing ja derzeit heftig um Google das Wasser abzugraben. In den USA geht die Rechnung inzwischen – danke Kooperation mit Yahoo – schon teilweise auf. Wie siehst du die Situation Google vs. Bing/Yahoo?
Björn: Bis auf die mögliche Abschaltung des Yahoo! SiteExplorers mach ich mir da für den deutschen Raum eigentlich keine wirklichen Sorgen. Google ist bei uns etabliert und es wird für Bing schwer werden, hier wirklich ernsthaft und nachhaltig zu punkten. Sofern Google keine eklatanten Fehler macht, werden sie in Sachen Websuche wohl auch in den nächsten Jahren noch fest im Sattel sitzen.
?: Könntest du dir vorstellen deinen eigenen Laden hinzuwerfen und stattdessen für Google, Bing oder Yahoo zu arbeiten? Wenn du die freie Auswahl hättest: Bei welchem der drei Unternehmen würdest du am ehesten anheuern wollen und was würdest du am ersten Tag ändern/verbessern?
Björn: Nein, könnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, weil ich dann ja (wieder) Angestellter wäre. Aus meinem aktuellen Blickwinkel heraus ist das für mich so gut wie unmöglich (aber man soll ja niemals „nie“ sagen). Wenn ich aber (rein hypothetisch) wählen müsste, würde ich wohl in der Tat Google nehmen, weil ich denke, dass man dort generell die meisten und besten Möglichkeiten hat. Allerdings würde ich dann gern in Mountain View arbeiten. Und ändern würde ich dort die Tatsache, dass das Essen dort mittlerweile kostenpflichtig geworden ist, bzw. es wieder rückgängig machen 😉
?: Angenommen du würdest „Berufsverbot“ als Suchmaschineoptimierer und Online-Marketer bekommen… was würdest du alternativ machen?
Björn: Dann würde ich mich vermutlich als Schriftsteller oder als Musiker, alternativ als DJ verdingen. Möglich wäre aber auch Schuhputzer oder Flaschenpfandsammler 😉
?: Wie ist deine Meinung zum Thema Social Media Marketing? Meinst du, dass Facebook dem Giganten Google auf Dauer wirklich gefährlich werden könnte? Ist Social Media momentan nur ein Trend oder könnte sich daraus mehr entwickeln?
Björn: Facebook wird Google ganz sicher gefährlich werden, weil Facebook meines Erachtens ganz klar daran arbeitet, sein Anzeigensystem auch auf externe Websites auszurollen und im Prinzip sein eigenes AdWords aufbauen will. Wenn sie das gut machen werden sie damit Erfolg haben und Google wird dann vermutlich ein paar Milliarden weniger Umsatz machen. In Sachen Suche seh ich für Google jedoch keine wirkliche Gefahr durch Facebook, jedenfall nicht kurz- oder mittelfristig. Google hat hier einfach einen viel zu großen Vorsprung. Es ist schwer für einen anderen Konzern, das aufzuholen. Außerdem wird sich in ein paar Jahren zeigen, ob Facebook wirklich als eigentständiges Produkt dauerhauft überlebt oder ob es derzeit einfach nur die Speerspitze von Social Media ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Leute irgendwann keine Lust mehr auf Facebook haben und sich dann anderen Plattformen zuwenden. Bestes Beispiel dafür ist MySpace. Vor ein paar Jahren undenkbar, dass MySpace mittlerweile von vielen als „nicht mehr relevant“ angesehen wird und massenhaft Nutzer verliert. Sowas kann Facebook auch passieren.
?: Apropos Trend: Wohin entwickelt sich deiner Meinung nach die Suchmaschinenoptimierung in den nächsten Jahr? Meinst du, dass es SEO in 10 Jahren im klassischen Sinne noch geben wird und wie wird es sich verändern?
Björn: Ich denke, dass sich SEO in den kommenden Jahren nicht grundsätzlich verändern wird, solange Backlinks der entscheidende Faktor für das Abschneiden einer Website bei Google sind. Sofern Google in seinem Algo hier keine grundlegenden Änderungen vornimmt, bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit alles beim alten. Von Zeit zu Zeit wird es ganz klar neue Faktoren geben (so wie Twitter oder Facebook), die SEO von außen beeinflussen und ergänzen werden.
?: Wenn dich ein Kunde anruft und fragt ob sich Suchmaschinenoptimierung wirklich lohnt… was würdest du ihm antworten?
Björn: Ich würde ihm ganz klar antworten, dass sich SEO auf jeden Fall lohnt, wenn man es als Teil des Marketing-Mix in die eigene Strategie integriert und bereit ist, nachhaltig und vor allem mittel- bis langfristig zu investieren. Der Weg in die Top 10 kann steinig und anstrengend sein. Ist man dort aber erstmal angekommen und etabliert, kann man als Betreiber einer Website mit kräftigen Umsatzsteigerungen rechnen.
?: Natürlich interessieren sich die Leser hier für besonders wirksame SEO-Maßnahmen. Also dann mal raus mit der Sprache: Welche Maßnahmen bevorzugst du persönlich und von welchen “Experimenten” würdest du den Lesern eher abraten?
Björn: Die ganz besonders tolle SEO Maßnahme gibt es in meinen Augen nicht. SEO ist halt keine Wunderwaffe, sondern schlicht und ergreifend Marketing. Wenn man sich damit beschäftigt, sollte man meiner Meinung nach den Fokus zum einen auf die Erstellung einer gut geplanten und durchdachten Website legen, bei der von Anfang an alle wichtigen Onpage-Faktoren berücksichtigt wurden. Zum anderen ist der Linkaufbau eben extrem wichtig. Deshalb: So viele gute Links wie möglich holen und vor allem immer ein Auge auf die Domain- und IP-Popularität werfen. Maßgeblich entscheidend ist meiner Meinung nach, dass man ein Ziel hat und dieses Ziel nicht aus den Augen verliert. SEO ist ein bisschen wie Ausdauersport und im optimalen Fall sollte man immer die besten Möglichkeiten verknüpfen, um gute Ergebnisse zu erreichen. Da spielen aber so viele Faktoren rein, dass es sehr schwer ist, sich festzulegen.
?: Was war dein bisher größter Erfolg/deine größte Pleite als SEO?
Björn: Von „größter Erfolg“ möchte ich nicht sprechen, das klingt meiner Meinung nach ein bisschen vermessen. Ende Januar hatte eine Website zum iPad gelauncht, die nach kurzer Zeit zu „ipad“ auf 3 bei Google rankte und nur noch Apple zu dem Keywords vor sich hatte. Nach 4 Monaten hatte die Seite so um die 2000 Besucher pro Tag, woraufhin ich das Projekt recht lukrativ verkaufte. Ich denke, dass kann man als „Erfolg“ bezeichnen. Richtig große Pleiten gab es bisher zum Glück keine. 2006 wurde ein Projekt von mir tatsächlich mal von Google deindexiert. Nach einem Reinclusion Request war der Spuk aber nach nur einer Woche vorbei und das Projekt rankte wieder (teilweise besser als zuvor) zu allen Keywords.
?: Beschäftigst du dich neben SEO eigentlich auch mit SEM und hast du dir ggf. auch schon mal Gedanken über Alternativen zu Google Adsense gemacht? Welche kämen für dich in Frage?
Björn: SEM biete ich mit meiner Agentur auch an, allerdings ist das kein Schwerpunkt. Was schon recht gut funktioniert ist das System von Facebook analog zu Google AdWords. Wenn Facebook, wie oben schon erwähnt, auch ein System analog zu AdSense auf den Markt bringt, dass wird das mit Sicherheit eine sehr gut Alternative. Aber das lässt sich eben erst beurteilen, wenn das System dann wirklich erscheint und läuft.
?: Im Netz gibt es ja zahlreiche interessante SEO-Blogs und bestimmt liest du auch einige gerne davon. Welches sind deine persönlichen Top-5 SEO-Blogs?
Björn: Rein zeittechnisch komme ich leider nicht dazu, viele SEO Blogs zu lesen. Es gibt aber auf jeden Fall eine ganze Reihe, die gute Infos liefern. Dazu gehören auf jeden Fall die Blogs von Julian (seokratie.de), Martin (tagseoblog.de), Hanns (seo-strategie.de), Marco (seonauten.com) oder auch von Heiner und Constantin (seo-united.de). Wie gesagt, wenn ich mich auf 5 wirklich gut beschränken muss. Es gibt aber noch viele andere, die auch oft gute News liefern.
?: Apropos Blogs: Siehst du in Twitter eine Gefahr für Blogs? Inzwischen wird ja scheinbar mehr gezwitschert und gebloggt (Ok, bei mir liegt es momentan eher am Zeitmangel – Schande über mein Haupt). Wie ist deine Meinung dazu? Können 140-Tweets einen ausführlichen Blogpost wirklich ersetzen?
Björn: Nein. Twitter wird den klassischen Blog (oder Website) nicht ersetzen. Das ist genau wie die Frage nach der Zukunft des Kinos. Neue Techniken wie 3D ergänzen das bisherig und rauben eventuell Marktanteile. Die klassische romantische Liebeskomödie wird es aber auch 2030 noch im Kino zu sehen geben. Ähnlich ist es mit Blogs, zumal Twitter ja in 8 von 10 Fällen nur dazu da ist, um auf Artikel in Blogs aufmerksam zu machen. Ich denke, dass es sich ganz klar um eine Minderheit von Leuten handelt, die Twitter ausschließlich zum Kommunizieren mit 140 Zeichen nutzen. Die meisten weisen immer auf etwas hin. Und das wird sich auch nicht ändern.
?: So und nun zur letzten Frage: Welche persönlichen Pläne hast du für die Zukunft? Hast du ggf. Pläne für neue Projekte die du uns verraten willst?
Björn: TAMECO soll als Agentur und Dienstleister im Bereich SEO, Linkaufbau und Social Media Marketing weiter ausgebaut werden. Nachdem wird bisher in 2010 kräftig gewachsen sind, wollen wir das 2011 natürlich fortsetzen. Außerdem sind ein paar Neuerungen und Produkte in Planung, über die ich heute aber noch nicht sprechen kann.
?: Vielen Dank für das nette Interview Björn und weiterhin viel Erfolg mit deinen Projekten!
Björn: Danke für die Einladung.