Schon seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage: Ist die Monopolstellung von Google für Suchmaschinenoptimierer und Unternehmen ein Fluch oder Segen? Natürlich lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten, aber sie gibt zumindest regelmäßig Anlass sich mit der Thematik intensiver zu beschäftigen und auch des öfteren geführte Diskussionen mit anderen Suchmaschinenoptimierern und Online-Marketern regen doch zum Nachdenken über dieses Thema, mit dem man quasi täglich konfrontiert wird, an. In diesem Artikel möchte ich mich deshalb mal etwas genau mit diesem Thema auseinandersetzen.

Wenn man sich die aktuellen und recht repräsentativen Zahlen von WebHits zur Nutzung und damit der Verteilung der Marktanteile von Suchmaschinen in Deutschland anschaut, dann sind die Machtverhältnis doch relativ klar: Google führt den Suchmaschinenmarkt unangefochten mit fast 90% an. Mit großem Abstand folgenden dann die beiden Suchmaschinen Bing mit 3,6% und Yahoo mit 2,5% Marktanteil. Die übrigen rund 20 Suchmaschinen wie Ask, Ixquick, Fireball, AltaVista, Lycos mit gemessenen Marktanteilen zwischen 0,1% und 0,8% (kumuliert knapp 3,5%) wollen wir an dieser Stelle ausnahmsweise unberücksichtigt lassen, da sie leider nur eine extrem geringe Trafficrelevanz haben.

Aber nicht überall auf der Welt sind die Marktanteile so klar verteilt wie in Deutschland. Schaut man sich beispielsweise den Suchmaschinenmarkt in den USA anhand der Zahlen von comScore an, so liegt Google hier bei einem Marktanteil von „nur“ 65,6%, während Yahoo immerhin auf 16,1% und Bing auf einen Marktanteil von 13% kommt. Wenn man nun noch berücksichtigt, dass Bing und Yahoo – basierend auf ihrer Kooperation – identische Suchergebnisse ausliefern, kann man hier von einem gemeinsamen Marktanteil und damit einer Reichweite für SEOs und Websitebetreiber von knapp 30% sprechen, was schon recht ordentlich ist.

Dies bringt mich auf meine ursprüngliche Frage zurück: Ist die die Monopolstellung von Google für Suchmaschinenoptimierer und Unternehmen ein Fluch oder Segen? Ich würde die Frage an dieser Stelle folgendermaßen beantworten: Unsere SEO-Kollegen und Unternehmen in Übersee haben vermutlich einen entspannteren Job als hierzulande.

Klar, hier in Deutschland liegt der Fokus (aktuell) primär nur auf einer Suchmaschine: Google. Dies hat den Vorteil, dass man sich bei der Optimierung entsprechend nur auf diese eine Suchmaschine konzentrieren muss. In den USA dagegen müssen die SEOs auch Bing/Yahoo im Auge behalten – außer sie können es sich leisten 30% der Nutzer zu vernachlässigen. Dies klingt nun zunächst nach doppeltem Aufwand, aber: Zwar handelt es sich um unterschiedliche Anbieter, der Algorithmus allerdings unterscheidet sich nur in einigen Punkten. Insgesamt ist die Schnittmenge zwischen den gemeinsamen Rankingfaktoren doch sehr hoch. Der Mehraufwand hält sich also in Grenzen.

Wesentlich interessanter und wichtiger finde ich den Aspekt, dass amerikanische SEOs und Unternehmen eine geringere Abhängigkeit zum Trafficlieferanten Google haben. Auch wenn es oft keine Absicht ist, kann es doch schnell passieren, dass eine Seite aus diesem oder jenem Grund abgestraft oder gar komplett aus dem Index entfernt wird. Dann bricht schnell Heulen und Zähneknirschen herein, weil unmittelbar der Traffic sinkt und die Umsätze einbrechen.

Auch wenn ein Marktanteil von 65% von Google in den USA natürlich ebenfalls ein dicker Brocken ist, so bleiben immer noch 30% Prozent „Luft“, die einen eventuellen Absturz bei Google durch eine Penalty zumindest etwas kompensieren können, während es in Deutschland gerade mal schlappe 6% sind. Wird man hier – berechtigt oder unberechtigt – abgestraft, gehen schnell die Lampen aus und man muss den Traffic bis zur Aufhebung der Penalty über kostenpflichtige Anzeigen (Adwards) oder andere Online-Marketing Aktivitäten ausgleichen.

Fazit: Ist eine solche Abhängigkeit gut oder schlecht? Möchte man von einem einzigen Anbieter abhängig sein? Mein persönliches Fazit zur Frage Fluch oder Segen tendiert eher in Richtung Fluch. Aber noch mehr würde mich auch eure Meinung interessieren: Wie seht ihr die Monopolstellung von Google – Fluch oder Segen?